Sie sind neunzehn und fallen auf. Der Deutsche und sein englischer Freund. Gemeinsam bereisen sie Ostpakistan. Es ist heiß. Es ist Bürgerkrieg. Sie haben gerade das Abitur geschafft. Vor dem Studium wollen sie die Welt bereisen. Den Osten. Dort gibt es keine Fremden. Dort sollten sie auch nicht sein. Das Abenteuer lockt. Sie sitzen in einem Zug. Das Abteil ist voll. Die bunt gekleideten Menschen reden miteinander oder schauen auf den Boden. Der schwache Fahrtwind trägt die unterschiedlichsten Gerüche durch die Fensteröffnungen. Es riecht nach Feuer und exotischen Gewürzen, nach Wald und Diesel. An einer Siedlung bremst der Zug, bleibt dann ruckartig stehen. Ein Mädchen steigt ein. Die Menschen im Zug drehen sich weg, als käme eine böse Erscheinung ins Abteil. Er schaut sie an, denkt, sie könnte vierzehn sein, aber sie hat ein Baby auf dem Arm. Vielleicht ist sie auch älter. Ihr Kleid aus Sackleinen ist eher ein Hemd. Es ist fadenscheinig, durchsichtig, sie ist mager, aber dort ist sie schön. Man sieht alles. „Sollen wir ihr ein wenig Geld geben?“, fragt er leise. Der Freund schüttelt den Kopf: „Warten wir ab, bis sie bei uns ist.“ Eine Frau steht auf. Sie ist groß und dick, stemmt zuerst die Hände in die Hüften, nimmt dann mit diesen Händen das Mädchen mit dem Baby und wirft beide durch die Türöffnung hinaus. Blitzartig. Die Menschen drehen sich in eine normale Sitzhaltung zurück. Zollen der Frau, die schon wieder sitzt, Beifall, nehmen ihre Gespräche auf, wie zuvor. Das fliegende Mädchen wird den Deutschen sein Leben lang begleiten.